Rezensiert von Martin Welker
Zwei Bücher – ein Thema. Beide Werke sind etwa zur gleichen Zeit erschienen, etwa gleich umfangreich (ca. 300 Seiten) und liegen im Preis in einer ähnlichen Kategorie (15 bis 20 Euro). Beide Bände konzentrieren sich v. a. auf die Ereignisse ab dem Jahr 2007. Und doch sind die Bücher diametral verschieden. Denn während die Spiegel-Journalisten
Rosenbach und
Stark intensiv recherchiert haben und damit aus einer geordneten und unabhängigen Warte über Wikileaks berichten können, erzählt
Domscheit-Berg aus einer Art emotionalen Insider-Perspektive über seine Arbeit beim
Wikileaks-Projekt. Rosenbach und Stark objektivieren, Domscheit-Berg subjektiviert. Erstere weisen ihre Quellen in zahlreichen Fußnoten aus, letzterer schildert seine Erfahrung auf seine Erinnerungen gestützt aus der Ich-Perspektive. Erstere haben das Buch selbst geschrieben, Domscheit-Berg hatte mit
Tina Klopp eine versierte Journalistin und Ghostwriterin an seiner Seite. Dennoch präsentiert sich der Text von Domscheit-Berg umgangssprachlicher als das Spiegel-Buch. Erst die Lektüre beider Texte ergibt ein facettenreiches Gesamtbild im Hinblick auf Wikileaks, insbesondere zu
Julian Assange. In Bezug auf die Diskussion relevanter gesellschaftlich-politischer Fragen ist das Spiegel-Buch das gelungenere.
Mehr